Anarchie ist machbar, Herr Nachbar …

… bis zu einem gewissen Grad. Dann wird es, zumindest aus Unternehmenssicht, eng. Wo genau liegt der goldene Mittelweg zwischen kreativem χάος und produktivem κόσμος? Wie viel Freiheit können wir ertragen — wie viele Regeln brauchen wir um glücklich zu sein? Eine Suche …

anarchikos

Ohne Frage ist der Menschheit höchstes Gut die Freiheit, daran kann es gar keinen Zweifel geben. Wir sind frei zu denken was wir wollen, wir sind frei uns eine eigene Meinung zu bilden, Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen. Im Bezug auf astikos bedeutet Freiheit für mich, dass ich weder in ein Büro rennen noch mich an feste Arbeitszeiten halten muss. Ich kann Pläne schmieden und versuchen diese gemeinsam mit meinen Genossinnen und Genossen auf der Spielwiese der Branche zu testen. Und da sind wir auch schon am Knackpunkt angekommen — ich kann Ideen zwar alleine haben, doch die Entwicklung und Umsetzung sind ohne die Mitwirkung anderer eher sinnlos. Genau deswegen haben wir das Unternehmen astikos bewusst in dieser Form und Ausrichtung gegründet. Ja ja, klingt alles stark nach »der Star ist die Mannschaft« und so weiter. Doch die Zusammenarbeit im Team ist nicht nur eine unserer größten Stärken, sondern gleichzeitig auch eine unserer größten Herausforderungen.

 

In den zirka anderthalb Jahren, die seit unserem ersten Gespräch über einen eigenen Verlag vergangen sind, haben wir schon einiges erreicht: der Businessplan steht, die Gründung läuft, die ersten vier Titel sind veröffentlich und das Team ist von drei auf acht Genossinnen und Genossen gewachsen. Wenn ich mich recht erinnere, hat das ganze mit einem lockeren Gruppenchat auf Facebook angefangen (spätestens ab dem 24.9.2014 18:24 Uhr). Zu dritt, ganz entspannt.

Mit der Zeit wurde aus einer Idee ein Projekt, aus Spaß wurde Ernst, und wir hatten immer häufiger das Bedürfnis, unsere Gespräche von Angesicht zu Angesicht via Skype zu führen. So entstand eine eher mehr als weniger regelmäßige Skyperunde. Die Idee wuchs weiter — das Team auch — und in unseren Gesprächen ging es immer schneller zu: Was machen wir bei dieser oder jener Veranstaltung? Wie steht es um unsere Titel? Was planen wir für die Zukunft? Es kamen mehr und mehr Themen auf. So wurde es dann irgendwann etwas unübersichtlich und wir kamen zu der Erkenntnis, dass wir uns irgendwie Strukturieren müssen. Für die Skyperunden haben wir ein mitlaufendes Protokoll eingeführt, Projektmanagement-Tools sollten uns helfen die Übersicht zu bewahren, und für den Datenaustausch haben wir uns eine gemeinsame Cloud eingerichtet.

Wie es aber nun mal so ist, so haben alle Genossinnen und Genossen bei astikos ihre ganz persönlichen Vorstellungen und Vorlieben im Bezug auf Nomenklatur und Struktur. Dies ist Teil unserer Freiheit. Allerdings führte es auch recht schnell zu Frust und Verwirrung, wenn in einem kollaborativen Umfeld Dateien in den unendlichen Tiefen des Strukturbaumes verschwanden. In der Folge brauchten Projekte länger zu reifen, was wiederum die Motivation aller Beteiligten belastete. Also haben wir uns eine Datenstruktur überlegt, eine Nomenklatur festgelegt und angefangen unseren Workflow festzuhalten und zu verbessern.

 

Nun sind wir an einem Punkt angekommen, an dem wir aus unseren regelmäßigen Skyperunden herausgewachsen sind. Es wurde immer schwieriger gemeinsame Termine zu finden (wir machen das ja alle »nur« nebenher) und es sind nicht alle gleichermaßen an allen Themen interessiert — also kann es schon passieren, dass man seinen Sonntagvormittag opfert um sich eine zweistündige Diskussion anzuhören die einen selbst höchstens am Rande interessiert.

Wie können wir unsere Zusammenarbeit wieder so gestalten, dass kein Frust aufkommt? So, dass jeder sich auf seine Themen konzentrieren kann ohne unnötig Zeit zu verlieren? Seit Anfang des Jahres versuchen wir es also anders: Statt alle Entscheidungen im Plenum zu diskutieren und zu verabschieden, bilden wir themengebundene Arbeitsgruppen. Jeder kann sich also überlegen, ob sie oder er etwas zu dem Thema beitragen möchte. Die Gruppen sind kleiner, dadurch ist es leichter Termine zu finden und die Gespräche können produktiver gestaltet werden. Anfangs werden wir auf jeden Fall noch zumindest eine kurze Skyperunde im Plenum pro Woche abhalten, damit alle auf dem aktuellen Stand sind. Da wir aber vorhaben noch weiter zu wachsen, werden wir irgendwann ganz von den Gesamtrunden wegkommen und uns einen anderen Weg überlegen müssen was wir als zentrale Kommunikationsplattform nutzen wollen.

 

Was können wir jetzt aus unseren Erfahrungen lernen? Für mich sieht es so aus, als gibt es den einen, den richtigen, den goldenen Weg nicht. Vielmehr befinden wir uns auf einer ständigen Suche mit ständig wechselnden Vorzeichen. Also müssen wir immer wieder von neuem verhandeln, wo sich für uns der kreative Kosmos befindet.

 

Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr Ideen oder Erfahrungen die ihr mit uns teilen wollt? Schreibt uns einen Kommentar hier unten oder über die sozialen Medien.

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