Julia Mandl – Literarische Gastbeiträge

Breite dich aus! Sonst tun es die anderen!

Wenn ich über Urbanität schreibe, muss ich auch vom Verkehr sprechen. Nein, nicht diesen Verkehr, an den Ihr gleich denkt. Sondern an unsere überfüllten Straßen, überlasteten Autobahnen, unser Infrastrukturnetz, ohne welches unsere Städte zusammenklappen würden. Über Autos, Flugzeuge, Züge und ganz besonders über Busse. Genauer gesagt: Fernbusse! Aus privaten Gegebenheiten bin ich ab und zu gezwungen meinen süßen, kleinen, für die Großstadt wunderbar geeigneten Smart stehen zu lassen und einen Fernbus zu nehmen. Gott sei Dank nie lange, aber auch diese 2,5 Stunden bis zu meinem geläufigen Ziel zehren ungemein an meinen Nerven. Ich hasse es Bus zu fahren. Leider gibt es nämlich in Deutschland immer noch Städte (ja die nennen sich trotz dessen Stadt) die  unfassbar schlecht ans deutsche Liniennetz angebunden sind. Ja, Heilbronn, ich spreche von dir! Sodass ich wohl oder übel gezwungen bin, einen dieser grünen Busse zu nehmen. Diese Art von Bussen in denen der gesunde Menschenverstand  einfach aufhört zu funktionieren. Ja  Fernbusse sind recht günstig. Wahrscheinlich läuft es hier genauso, wie bei einem uns bekannten Textilhändler, der mit P beginnt und mit rimark aufhört. Die Preise sind niedrig und wir alle holen unseren ganz persönlichen Assi aus den tiefen unserer Persönlichkeit heraus: Oberteile werden einfach so wieder auf den Tisch geschmissen, Kleidungsstücke, die beim Durchschauen vom Bügel fallen, werden nicht aufgehoben, sowieso werden die Sachen, die man doch nicht mehr kaufen möchte, überall hingelegt … aber ich schweife ab, es geht hier ja um das schlechte Verhalten in Bussen. Hier werden Schuhe  ausgezogen und die Beine über den Gang gestreckt. Warum eigentlich? Weil ich nicht mal zwei Stunden normal in einem Fahrzeug sitzen kann? Es werden Telefonate geführt. Oh ja besonders schön wenn mehrere Menschen in einem Bus unabhängig voneinander telefonieren und einer noch seine Ohrhörer vergessen hat und wohl trotzdem nicht auf seine Musik verzichten kann. Und es werden prinzipiell immer, wirklich immer, wenn ich Bus fahre, von Mitreisenden mitgebrachte Speisen verzehrt die ausschließlich aus Curry oder ebenso markant duftenden Gewürzen bestehen, die man so schnell nicht wieder aus der Nase bekommt. Besonders bei einer so schön zirkulierenden Lüftung eines Busses. Und da sitzt eure Julia also nun in so einem Bus zwischen Füßen, Telefonen und Tikka Masala.

Eine weitere Sache gibt es aber noch, die das Busfahren für mein Gemüt echt zur Hölle machen. Diese nach hinten verschiebbaren Rückenlehnen sind für mich nämlich Gerätschaften, erfunden von Luzifer persönlich. Ganz ehrlich, die gibt es doch nur um unseren Hintermann eins reinzudrücken, weil wir doch grundsätzlich uns unbekannte Menschen erstmal scheiße finden.  Fakt ist: Wir befinden uns in einem Transportmittel, das uns jetzt alle nun Mal von A nach B bringt, weil wir anscheinend von A nach B müssen. Und alle Leute so: wuhhii ich ziehe jetzt meine Kuschelsocken an und verwandle meinen Sitz – in dem ich ebendiesen meinem Hintermann in die Knie ramme – in eine voll gemütliche Kuschelecke. Ja, aber nur auf meine Kosten, vielen Dank! Ich bin nämlich ein Mensch, der anderen eigentlich nie Umstände machen will, ich esse auch lieber etwas auf, als den Koch traurig zu machen und ihm zu sagen, dass ich es nicht so lecker fand. So würde ich eben nie diesen Sitz zurückschieben, außerdem bringt es meiner Beinfreiheit nichts, wenn der Vordersitz nach hinten lehnt und ich meinen Oberkörper ebenso nach hinten befördere. Also da ist ein Denkfehler in allen Tipps: »mach den Sitz doch auch nach hinten«. Da sitze ich nun also immer noch zwischen all den aufgezählten Dingen, muss warten bis der Busfahrer, trotz schon 30 minütiger Verspätung, am vorletzten Halt nochmal genüsslich eine Zigarette raucht und der neue Vordermann stellt erstmal schön seinen Sitz nach hinten und der Typ hinter mir dankt mir meine gute Erziehung damit, dass er mir sein Knie in meinen Rücken rammt (weil er diese Pose wohl am bequemsten findet). So eingekeilt schreibe ich einer meiner besten Freundinnen: »Busse? Ich? Nie wieder!« Da sie mich kennt, lautet ihre Antwort nur: »Julchen, bei Bussen gibt es nur eine Regel: Breite dich aus! Sonst tun es die anderen!«

Ihre Vorfahren haben immerhin den Kommunismus überlebt, sie muss es  wissen!

Ich für mich, bin jedenfalls ein Stadtmädchen, das ihr Auto liebt. Da kann ich die Musik bestimmen, Menschen zwingen nicht ihre Käsefüße auszupacken und es darf nur gegessen werden, wenn ich auch was bekomme!

Die Liebe zu Autos zeigte sich schon früh ...

Falls ihr mehr lesen möchtet von Julia, dann seht auch hier mal rein

P – Stadt/ Kultur-Magazin Darmstadt

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