11 thoughts on “Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit!

  1. Der „Pay What You Want“ Ansatz ist meiner Erfahrung und Ansicht nach der einzig Richtige. Aber, und das ist ein echt wichtiger Aspekt, den man nicht vernachlässigen sollte: schreibt mit drauf, was in das Werk investiert wurde! „Normalsterbliche“ wissen das nämlich nicht, und „wir wollen/ müssen ja davon leben“ klingt mehr nach Jammerei um Almosen, als nach „das ist etwas wert“. Führt hier als Kommentar zu weit, aber erzähle ich gern persönlich, hab da ein prima Beispiel.

  2. Aus gegebenem Anlass:
    Na klar kann man jetzt sagen: als berühmter Autor funktioniert das natürlich ganz einfach und das Risiko ist sehr überschaubar. Was ist mit den jungen, aufstrebenden und unbekannten Autoren? Was ist mit Selfpublishern? Nun – darüber sollten wir reden. Momentan bin ich erst mal begeistert und gespannt wie es damit weiter geht …
    http://www.theguardian.com/books/booksblog/2015/jun/09/paulo-coelho-buy-my-book-after-youve-read-it-only-if-you-liked-it
    http://blogs.wsj.com/speakeasy/2015/06/10/paulo-coelho-tests-pay-as-you-wish-model-for-2-books-on-his-blog/
    http://paulocoelhoblog.com/books-online/

  3. Ihr schreibt:
    „Also muss dafür gesorgt werden, dass sich die Produktion von Kulturgütern wieder lohnt, damit wir kulturell nicht verarmen.“

    Ich sehe das genau umgekehrt: Gerade, wenn es sich finanziell lohnt, Kunst zu machen, verarmt die Kultur! In diesem Falle nämlich ist der Ansporn vieler Kunstschaffenden das Geld. Auf jeden Fall aber steht stets die Vermarktbarkeit im Vordergrund, und das fördert nichts anderes als den Mainstream. Für mich ist genau das Verarmung.

    „Der arme Poet“ von Carl Spitzweg stellt für mich den Königsweg dar: Könnten Künstler nicht mehr leben von ihrem Schaffen (und schon gar nicht über die Maßen gut wie die Bohlens und Rowlings dieser Welt), dann gäbe es nur noch Kunst aus Leidenschaft – das ist für mich wahre Vielfalt.

    In diesem Zusammenhang bin ich auch für ein Fallenlassen der Copyright-Gesetze in der jetzigen Form. Für mich sollte alles, was ich veröffentliche, vogelfrei sein, zum Allgemeingut werden (immerhin geschieht die Veröffentlichung freiwillig). Nicht in dem Sinne, dass jemand anderes behaupten darf, es sei von ihm, sondern, dass er es überall und jederzeit kostenfrei nutzen, abdrucken, ausstellen, aufführen und kopieren darf. Wie gesagt: immer ohne Verschleierung des wahren Urhebers.
    Wäre das so, dann gäbe es prozentual viel mehr Kunst von Künstlern, die ihrem Publikum leidenschaftlich etwas mitzuteilen haben und nicht etwa Geld wollen. Diese Künstler würden plötzlich gehört werden und nicht mehr untergehen im Meer des Mainstreams.

    Das „Pay-What-You-Want“-Prinzip ist für mich allerdings ein guter Kompromiss. Dazu aber müsste – wie schon oben angesprochen – zunächst einmal die Buchpreisbindung fallen!

    1. Hallo Peter!
      Generell hast du sicher recht — in einer idealen Welt steht jedem das Kulturgut Buch, oder besser der Inhalt, zu jeder Zeit frei zur Verfügung. Auf der anderen Seite glaube ich persönlich nicht, dass eine prekäre Lebenssituation für jeden Autor die ultimative Motivation zum Schreiben ist. Der Prozentsatz der Autoren, die alleine von ihren Büchern leben können, ist eh schon sehr gering und es klafft eine riesige Lücke zwischen den Topverdienern und dem Durchschnitt. Wenn wir jetzt also der großen Masse der Autoren auch noch das wenige Geld, das sie verdienen, wegstreichen, dann steht doch zu befürchten, dass weniger Autoren, die etwas zu sagen hätten, es sich leisten könnten dies zu tun ohne zu verhungern.
      Und es geht hier ja nicht nur um die Autoren sondern um die gesamte Wertschöpfungskette. Ein möglicher Weg dieses Dilemma anzugreifen wäre sicherlich etwas wie ein bedingungsloses Grundeinkommen. Doch bis wir so weit sind, gilt es einen Weg zu finden mit dem alle zufrieden sein können. Und da stimme ich dir wieder zu — „Pay-What-You-Want“ hört sich ganz gut an.

      1. Zitat:
        “ … dass eine prekäre Lebenssituation für jeden Autor die ultimative Motivation zum Schreiben ist“

        Das habe ich so nicht gesagt. Zumindest wollte ich das nicht sagen 😉
        Umgekehrt wird ein Schuh draus: Mit begründeter Aussicht auf viel Geld (gestützt durch das Copyright-Gesetz) wird der Markt automatisch überschwemmt mit Kulturgütern, die sich nur an der Vermarktbarkeit orientieren.

        „… und es klafft eine riesige Lücke zwischen den Topverdienern und dem Durchschnitt“

        Genau diese Lücke würde geschlossen durch meinen Ansatz. Nur für die heutigen Topverdiener würde sich Gravierendes ändern, nicht für die Künstler, die heute schon nicht davon leben können. Das wäre in meinen Augen eine massive Aufwertung der kleinen Künstler in der Masse.

        „Und es geht […] um die gesamte Wertschöpfungskette“

        Du hast sicherlich Recht damit.
        Mein ganzer Ansatz ist ja – wie Du richtig bemerkt hast – sehr idealistisch. Er riecht auch sehr nach Kommunismus und wird daher auch in tausend Jahren bei uns kaum je eine Chance haben 🙁
        Hoffentlich hat das Pay-What-You-Want-Prinzip bessere Chancen und auch das bedingungslose Grundeinkommen 🙂

        Hatte ich eigentlich schon gesagt, dass das da oben ein toller Artikel ist? 🙂

        1. Nee, das hattest Du noch nicht gesagt — vielen Dank für das Kompliment. Und es freut mich sehr, dass Du unser Angebot wahrgenommen und Dich an der Diskussion beteiligt hast. Wenn immer alle nur einer Meinung sind, dann kommt keine Reibung und folglich auch keine produktive Spannung auf 😉
          Wir können ja gerne gemeinsam überlegen, wie so ein Modell aussehen könnte …

Schreibe einen Kommentar zu Peter Coon Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert