Julia Mandl – Literarische Gastbeiträge

Krone richten, weiter machen

Ich finde in der Valentinstags-Woche ist es mal wieder an der Zeit, euch von einem meiner Dates zu erzählen. Ich war mit einem Mann verabredet, mit dem ich vorher nicht besonders viel geschrieben habe. Wenn man so viel tindert wie ich, dann kann es schon mal vorkommen, dass man ab und an seine Chats durchscrollt und einem ein paar »Karteileichen« auffallen. Warum habe ich ihn noch nicht gedated? Wieso ist unsere Unterhaltung verebbt?, versuche ich mir also ins Gedächtnis zu rufen. Nach einem erneuten »hey na 😉« kommt das Gespräch wieder ins Rollen – naja etwas zumindest – und wir machen einen Termin für einen Freitagabend aus. Ein Wochenendtermin beim ersten Date zu ergattern, gerade wenn man nicht besonders viel geschrieben hat, ist kurz mal einen Applaus wert, liebe Leser. Danke, danke! Aber am besten freuen wir uns noch nicht zu früh.

Wir verabreden uns an der Konstablerwache in Frankfurt und er wollte mit mir etwas essen gehen (nochmal ein äußerst ungewöhnliches Datingverhalten für einen Tinder-Mann. Wann ist nur meine Skepsis auf der Strecke geblieben?). Wie immer bin ich zu früh, also warte ich. Kein Problem. Und ich warte und warte. Wenn irgendwann sein Profilbild in Whatsapp nicht verschwunden wäre, würde ich wohl immer noch dort warten. Jap, ihr vermutet richtig: er ist nicht erschienen und hat mich einfach geblockt. So etwas ist mir wahrlich noch nie passiert. Da stand ich nun, an einem Freitagabend wohlgemerkt, einfach so sitzengelassen – diese sch*** Karteileichen. Mein sich durch Tinder bestätigender Selbstwert ist heftig am straucheln. Fahre ich jetzt einfach wieder nach Hause und leg mich vor den Fernseher … aber ich bin doch schon mal angezogen? Also zog ich mein Handy raus und tat das einzig sinnvolle: ich schrieb meinen männlichen Kontakten eine – ihren Beschützerinstinkt weckende – Nachricht. Und siehe da, innerhalb von zehn Minuten war ich neu verabredet. Allerdings musste ich ihm etwas entgegenkommen und es sollte ein von der Autobahn gut erreichbarer Punkt zum Treffen sein, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Also schwangen sich mein neues Date und ich mich in unsere jeweiligen Autos und trafen uns an einem McDonalds an einer Autobahnabfahrt. Da saß ich nun – aufgehübscht für ein Freitagabenddate bei einem teuren Italiener – in einem McCafé und strahlte meinen spontanen Retter dankbar an. Und was soll ich euch sagen? Auch wenn ein McDonalds Café nicht der glamouröste Ort für einen Freitagabend ist, hatte ich ein absolut lustiges und schönes, unverhofftes Date. Die Begebenheiten waren kurios, die Bedingungen spontan aber die Anekdote ist es definitiv wert. Also liebe Mädels und Jungs da draußen, falls ihr auch einmal sitzengelassen an eurer gesamten Existenz zweifelt: Kopf hoch, Staub abklopfen und weitermachen. So etwas öffnet euch nur die Chancen für noch etwas viel, viel Besseres. Und der Cheesecake bei McDonalds ist wirklich lecker!

Falls ihr mehr lesen möchtet von Julia, dann seht auch hier mal rein

P – Stadt/ Kultur-Magazin Darmstadt

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