Paris – Stadt der Liebe

Oder: eine Entdeckungsreise mit Taschentuch und Regenschirm

»Na, das fängt ja prima an«, dachte ich am Morgen des 31.12. so bei mir, als ich am Frühstückstisch saß, meine Nase lief und der Kopf schmerzte. Aber zuhause bleiben ist ja auch keine Alternative. Also haben wir unsere Sachen ins Auto gepackt und uns auf den Weg gemacht. Paris, here we come.

Nach einer erstaunlich entspannten Fahrt (sooo viel Platz hatte ich noch nie auf der Autobahn) und einer ausgiebigen Dusche bei unserer Gastgeberin ging es los zur Party! Silvester in Paris … das konnte ja nur großartig werden. Und genau das war es auch. Die internationale Gästeschar und jede Menge Bier und Champagner halfen ganz gut dabei, meine mangelnden Französischkenntnisse vergessen zu machen. Die Fete war formidabel und das Feuerwerk … ja, nö, das gab es nicht wirklich (abgesehen von einem brennenden Auto zwei Blöcke weiter). Macht aber auch gar nix — bin eh kein Freund von den krisengebietsähnlichen Zuständen, die sich hierzulande an Silvester einstellen.

Den ersten Januar haben wir dann ganz traditionell verbracht: im Schlafanzug auf Sofa und im Bett … mit Kopfschmerzen (die natürlich nur von der Erkältung und nicht von der Feier kamen). Auch wenn ich gestehen muss, dass ich schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte — wir waren ja eigentlich dort um die Stadt anzuschauen —, so haben Sturm und Regen dafür gesorgt, dass wir den ganzen Tag entspannen konnten. Und dann gab es da noch ein ganz besonderes Highlight: Miso, handgemacht von Derridas Sohn.

Am zweiten Tag hatten wir das große Glück, dass zum einen das Wetter ein wenig weniger scheußlich war und wir zum anderen eine formidable Reiseleiterin an die Seite gestellt bekamen, die uns und unsere laufenden Nasen durch diverse Arrondissements führte. Spaziergang durchs Marais, Basilique du Sacré-Cœur, Montmartre, Le mur des je t’aime, das Café aus »Die fabelhafte Welt der Amelie«, Moulin Rouge, Pigalle, Eiffelturm, Champs Élysées, Arc de Triomphe und eine der wunderschönen Passagen. Ach ja … und ein Abstecher in eine Apotheke — die Erkältung hatte sich inzwischen gerecht auf uns beide verteilt, daher war der Taschentuch-, Ibu- und Nasensalbenkonsum leicht erhöht.

Den nächsten Tag haben wir uns dann wieder der Genesung und dem Sofa hingegeben … und den Taschentüchern.

Dann war es Zeit für uns beide, die Stadt zum ersten Mal zu zweit gemeinsam alleine unsicher zu machen. Hôtel de Ville, Notre-Dame de Paris, Quartier latin, Sorbonne, Panthéon … und dann kam der Regen. Just als wir uns dazu durchgerungen hatten, ein besonders schönes Exemplar eines Touristenregenschirms zu erwerben, fing es dermaßen an zu schiffen (pardon my french), dass der Schirm selber einen Schirm gebraucht hätte. Also beschlossen wir, unseren Füßen eine kurze Pause zu gönnen und gegen (oder auf) den Wolkenbruch ein Bierchen zu trinken.

Abends erwartete uns dann noch ein weiteres Highlight: Gemeinsam mit unserer Gastgeberin besuchten wir eine ihrer Freundinnen, die wir auch auf der Silvesterparty kennengelernt hatten, an ihrem Arbeitsplatz. Besser gesagt trafen wir uns bei befreundeten Graffiti-Künstlern, die ihr Atelier in dem gleichen Areal haben. Zwischen Sprühdosen, entstehenden und fertigen Kunstwerken und Gemüsekisten (die Bekannte betreibt einen Gemüsedirektvertrieb à la Ökokiste) saßen wir also gesprächig zusammen und haben den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Tags darauf zog es uns gegen Mittag wieder in die Stadt. Am Ufer der Seine trotzten ein paar Bouquinisten dem Grau und wir zogen heiter weiter durch die Stadt. Pont Neuf, Louvre und eine weitere Passage. Am Nachmittag waren wir wieder mit unserer Reiseleiterin verabredet … ein Ausflug zum Cimetière du Père-Lachaise stand auf dem Programm. Nachdem wir Honoré, Oscar und den kleinen Spatz besucht hatten, beschloss die Sonne noch, mit einem spektakulären Untergang den Friedhof in ein schwer romantisches Licht zu tauchen. Leider wurden wir kurz darauf recht resolut vom Platz komplimentiert — ohne Jim besucht zu haben. Naja, man muss sich ja auch noch etwas für den nächsten Besuch aufheben.

Mächtig geschlaucht von unseren Erkältungen und mit vielen Kilometern in den Füßen traten wir dann am nächsten Tag die Heimreise an.

Au revoir, Paris, es war wundervoll, dich kennenzulernen. Beim nächsten Mal dann aber bitte mit Sommer, Sonne und ohne lästige Erkältung. Den Regenschirm haben wir übrigens direkt dort gelassen — das war ja irgendwie abzusehen.

Tüdelü

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert