Julia Mandl – Literarische Gastbeiträge

Über U-Bahnen und Träume

Wir stellen Euch heute eine neue Gastbloggerin auf unserem astiblog vor. Julia schreibt nicht nur für uns Beiträge zum Thema "urban leben" sondern hat bereits eine Kolumne in einem Darmstädter Stadtmagazin über Dating in Darmstadt, die natürlich auch sehr lesenswert ist! Aber heute auch erstmals bei uns, lest selbst:

 

Just a small town girl, livin' in a lonely world . She took the midnight train goin' anywhere. So beginnt der Song „Don’t Stop believin“ der Band Journey. Ich nahm zwar nicht den Mitternachtszug irgendwohin, sondern von jetzt an den Bus 36, aber aufgehört zu glauben, habe ich nie. Um das näher zu erklären, müssen wir im Leben der Autorin etwas zurückreisen. Also in meinem Leben. Ich komme aus einem kleinen Dorf, so richtig mit Traktoren & Pferdemist auf den Straßen und der neugierigen Nachbarin am Fenster (das Ganze mit einem Kissen zum Abstützen für die Ellenbogen perfektioniert).  Als kleines Mädchen durfte ich in meinen Ferien jedoch immer mit meinem Vater auf seine Geschäftsreisen. Frankfurt, Berlin, München. Ich war fasziniert von Shopping Centren, Wolkenkratzern und U-Bahnen.  U-Bahnen in denen Frauen in hohen Schuhen und einem Coffee to go Becher fuhren. Ich malte mir immer aus, zu welch kosmopolitischen Terminen sie unterwegs waren. Mit acht Jahren war für mich alles kosmopolitisch, selbst diese Papp-Tragebehälter für Chinesische Nudelgerichte! Mir war klar, irgendwann bin ich diese Frau mit hohen Schuhen, einem Kaffee in der Hand auf dem Weg in das höchste Stockwerk eines Wolkenkraters.  Und jetzt sitze ich in der U-Bahn die Schuhe in der Hand weil die Füße wehtun und bin vom Club auf dem Weg nach Hause. Kein Business Meeting, nur verlaufene Wimperntusche und merkwürdig riechende Menschen um mich rum. Mit acht Jahren war dieses U-Bahn fahren irgendwie glamouröser. Nur mein Kaffeekonsum hat sich bewahrheitet. Ich muss dieses ganze Großstadtding noch lernen - glaube ich. Ich bin jetzt, während diese Zeilen entstehen, nämlich erst ganz frisch  in Frankfurt.   Vom Dorf in eine verrückt lustige WG mit einem schwulen Pärchen. Ich sehe mein kleines Ich mit unserem Lieblingsteddy unterm Arm freudestrahlend mit meinen WG Jungs SkipBo spielen – Moment - den Prosecco nehme ich lieber selbst. Das 23jährige jetzige Ich fühlt sich nämlich eher etwas befangen, der enormen Möglichkeiten gegenüber, die sich mir ab jetzt eröffnen. Ich meine, ich kann mir ab jetzt Sushi nach Hause liefern lassen, crazy shit.  Direkt vor meinem Haus fährt der Bus 36 ab, da gibt es unzählige Haltestellen. Unzählige Möglichkeiten für mich doch kosmopolitisches Zeug zu tun. Ich bin jung, Single und neu in der Stadt, ausgestattet mit den beliebtesten Apps für Erwachsene. Schon für heute Abend hat sich ein ritterlicher Mann angeboten mir eine coole  Bar zu zeigen. Der Bus 36 bringt mich natürlich hin. Mir war von Anfang an klar, auf meinen Haus und Hof Bus ist Verlass. Und auch ansonsten bin ich eigentlich doch ganz gut auf das Leben im Großstadtdschungel vorbereitet. Ich wurde darüber unterrichtet, dass mir jetzt so etwas wie Nachtbusse zur Verfügung stehen und ich habe eine Taxi App, die mit meiner Kreditkarte hinterlegt ist. Und für Abende an denen ich kein Date auftreiben kann, habe ich die Lieferdienst App, ebenfalls schon mit meiner Kreditkarten Nummer präpariert. Was soll da noch schiefgehen? Ähhm einiges, glaubt mir.  Wenn ihr wollt, begleitet mich auf meiner holprigen, aber durchaus amüsanten Suche nach dem Großstadtleben, das mich als Kind so faszinierte. Es wird eine spaßige Reise mit viel Kaffee,  Gin und Männern, manchmal, aber nicht immer in dieser Reihenfolge. Aber immer auf hohen Schuhen.  Keine Angst wir sind auf der Reise nicht alleine, begleitet werden wir von meinem Bus 36 und den Wolkenkratzern. Die Türme die Nachts immer so zauberhaft erstrahlen, die mich wie  Leuchttürme zu meinem Zuhause führen und  mir irgendwie schon immer ein wärmendes Gefühl vermitteln, genau am richtigen Ort zu sein. Sei es mit acht auf dem Rücksitz, wenn wir die Stadt verließen und die Wolkenkratzer ein Stück Autobahn begleiteten oder jetzt, wenn ich aus meinem Fenster schaue. Den Rat meiner erfahrenen Frankfurter Freunde gibt’s außerdem  noch gratis dazu. Aber die stelle ich euch beim nächsten Mal vor, mein Prosecco wird warm.    Strangers waiting, up and down the boulevard. Their shadows searching in the night

Falls ihr mehr lesen möchtet von Julia, dann seht auch hier mal rein

P – Stadt/ Kultur-Magazin Darmstadt

2 thoughts on “Julia Mandl – Literarische Gastbeiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert