Schon ein halbes Jahr ist seit meinem Umzug vergangen. Im Oktober 2015 zog es mich weg aus dem beschaulichen Mainz in die neue, größere Stadt Leipzig. Vom Westen in den Osten. Von Politikverdrossenheit (meinerseits) mitten ins Geschehen. Leben wollte ich hier schon lange mal! Berlin war mir zu groß, Frankfurt zu hoch, München zu spießig. An Leipzig reizte mich immer das kulturelle Leben, das bis zu meinem Umzug allerdings nur aus zwei Buchmesse-Besuchen und aus Erzählungen bestand. „Macht nichts“, dachte ich, alles muss nach dem Bachelor neu werden. Neu ist immer besser und so…
Leider hatte ich total vergessen, wie es ist, alleine in eine neue Stadt zu kommen und noch einmal von vorne anzufangen. Alles muss neu aufgebaut werden, Studium, Wohnung, Freunde, Leben, Party – alles!
Dabei war mein Bild von Leipzig während des Sommers noch so präsent; ich war bereits im August hier gewesen, um mir ein WG-Zimmer zu suchen. An zwei Tagen im Hochsommer hatte ich mir ein Fahrrad (echt Leipzig halt) von Freunden geliehen und bin drauflosgeradelt. Durch die Stadtteile – hauptsächlich Plagwitz am Kanal entlang, in Lindenau über den Lindenauer Markt und in die Südvorstadt, die Kali rauf und runter. Da wusste ich schnell, diese Stadt erfüllt alles was ich mir vorgestellt habe und beim Radeln durch den Palmengarten merkte ich endgültig, hier will ich sein. Ich bin kein großer Fahrradfahrer, eigentlich finde ich es genaugenommen ganz schön schrecklich, aber sagen wir mal so: Ohne ist hier einfach unmöglich.
Umso ernüchternder also die Tatsache, dass ich nach ausgedehntem Urlaub in Spanien in das kalte, verregnete Leipzig im Oktober gekommen bin. Erstmal neue Menschen kennenlernen, wieder Erstsemester sein…da entzog ich mich die erste Zeit der neuen Stadt sehr viel und fuhr über die Wochenenden erstmal nach Frankfurt auf die Buchmesse, oft nach Berlin zu meiner Schwester und oft in die Heimat. So dauert das Eingewöhnen natürlich länger.
Jetzt aber – ein halbes Jahr später – bin ich angekommen. Fühle mich wohl in meinem Leipzig und freue mich auf den Sommer in dieser Stadt. Festivals, Lesungen, Kino, Theater und überhaupt viel Kultur und Flohmärkte, die Seen… Alles, was ich im Winter verpennt habe, muss ich im Sommer nachholen und euch berichten, was diese Stadt jeden Tag besser und lebenswerter für mich macht. Tatsächlich hab ich es bis jetzt lediglich auf eine Lesebühne geschafft – was wirklich toll war. Nicht zum HGB-Rundgang, nicht ein Wohnprojekt besucht, mich noch nicht ausreichend mit dem politischen Klima in dieser Stadt auseinandergesetzt und und und…aber was solls, das wird alles noch kommen.
Jetzt kurz vor der Buchmesse in Leipzig weiß ich, warum ich hierher ziehen musste! Ich freu mich darauf, alle Leute in meiner neuen Heimatstadt zu treffen; auf alle, die hier schon einmal gelebt haben und alle, die Lust darauf haben, Leipzig mit mir zu entdecken!