astikos beendet die zweite Projektphase

Liebe Unterstützer*innen, liebe Autor*innen, liebe an astikos Interessierte,

wie einige bereits bemerkt haben, ist es in den letzten Wochen und Monaten etwas still um astikos geworden. Wir waren in dieser Zeit nicht untätig — vielmehr haben wir uns einen Moment Ruhe gegönnt, haben einen Schritt Abstand genommen und uns den bisherigen Verlauf unserer Unternehmung vor Augen geführt. Dabei haben wir festgestellt, dass unser Projekt jetzt an einem Punkt angekommen ist, an dem eine Grundsatzentscheidung getroffen werden muss: Entweder wir überfallen eine Bank (bzw. finden einen seriösen Weg um schnell und einfach an viel Geld zu kommen) oder wir beenden die aktive Projektphase von astikos und konzentrieren uns wieder stärker auf den öffentlichen Diskurs zum Thema Fairness und Nachhaltigkeit im Verlagswesen.

Nun … wir haben viele Gespräche geführt und Aspekte abgewogen. Leider sehen wir unter den aktuellen Umständen keine Möglichkeit, astikos als Verlag weiterzuführen. Diese Entscheidung ist uns wirklich nicht leicht gefallen und sie hat auch recht weitreichende Konsequenzen, was wir gerne in den nächsten Absätzen detailliert ausführen und erklären wollen. Bevor wir das jedoch machen, ist uns wichtig zu sagen, dass wir diesen Entschluss nicht leichtfertig treffen. Vielmehr ist es so, dass wir uns der Verantwortung als Verlag vor allem unseren Autor*innen gegenüber bewusst sind — und wir einsehen mussten, dass wir dieser Verantwortung unter den gegebenen Umständen nicht gerecht werden können. Deswegen wollen wir einhergehend mit unserer Entscheidung alles versuchen, um den astikos-Autor*innen einen möglichst sanften und zufriedenstellenden Abschluss zu ermöglichen. 

Gemeinschaftlich und konsensdemokratisch haben wir beschlossen, die aktive verlegerische Arbeit einzustellen. Das bedeutet konkret, dass wir 

  • keine neuen Produktionen initiieren oder neue Projekte annehmen,
  • bereits angefangene Projekte mit Autor*innen nicht fertigstellen oder produzieren,
  • keine Veranstaltungen organisieren oder unterhalten.

Das Jahr 2019 wird unser letztes Geschäftsjahr sein, das wir in gewohnter Weise zum vertraglich vereinbarten Stichtag 2020 mit den jeweiligen Projektbeteiligten abrechnen. 

Unsere Autor*innen erhalten vollumfänglich sämtliche vertraglich vereinbarten Rechte an ihren Texten und sämtlichen Verwertungsformen zurück. Sie können damit ab dem Datum der Rückgabe frei entscheiden, ob und in welcher Form sie diese weiter- bzw. wiederveröffentlichen. Zudem stellen wir bei Printbüchern die Druckdaten (ohne Verlagslogo und ISBN) sowie bei eBooks die Epub-Datei (ohne Verlagslogo und ISBN) zur Verfügung, sodass auch eine Veröffentlichung als Selfpublisher ohne große Hürden möglich wäre. 

Bereits gedruckte Bücher können Autor*innen zum gewohnten Autorenrabatt bei uns erwerben, so lange wir noch Bestand haben. Für weitere gedruckte Exemplare geben wir Hilfestellung, wie die Druckdaten bei BOD für Eigenauflagen einzupflegen sind.

Bei Bedarf wollen wir darüber hinaus versuchen, Autor*innen an andere Verlage zu vermitteln oder mit Kontakten in die Buchbranche weiterzuhelfen. 

Wir stehen zudem weiterhin als Kontaktpersonen für jegliche Fragen zur Verfügung – denn wir wollen astikos lediglich als Verlag schließen, nicht aber als Gemeinschaft.

Vor mittlerweile fünf Jahren sind wir angetreten, die (Buch-)Welt zu verändern. Oder zumindest zu zeigen, dass man Dinge vielleicht auch anders denken kann, als man das aus den althergebrachten Verlagen so kennt. Wir wollten #verlagneudenken, vom Produkt her, von den Autor*innen her, von den Leser*innen her. Für jedes Buch die passende Verpackung, die ideale Verwertungsstrategie, das Beste eben. 

Wir wollten das Subskriptionsmodell mit eFirst wieder zum Leben erwecken, haben mit einer Mikrotextreihe experimentiert, die wir als Sammelband herausgaben, uns von festen Veröffentlichungszyklen verabschiedet und noch einige andere Dinge mehr. Unseren Weg dorthin wollten wir so offen und transparent wie möglich begleiten, damit auch andere daraus lernen und davon profitieren können.

Im Kern ist der Gedanke des Neuen, des Idealistischen immer noch da. Wir denken auch, dass dieser Weg nach wie vor gut und richtig ist, und es gibt mittlerweile viel tolle kleine und mittlere Verlage auf dem deutschsprachigen Buchmarkt, die diese Ideen Tag für Tag umsetzen. Doch was wir unterschätzt haben, ist, dass wir uns trotz unserer Überzeugung und Willenskraft, uns als Genossenschaft zu etablieren, nicht gänzlich von wirtschaftlichen Interessen befreien können. Viele Unternehmen in der Gründungsphase scheitern an der richtigen Mischung zwischen Wachstum und Investition. Und auch wir haben unterschätzt, wie viel finanziellen Aufwand, aber auch Zeit und Organisationskraft ein Verlag erfordert, den wir alle nebenberuflich, in unterschiedlichen Lebenssituationen, zum Leben erwecken wollten. Wir haben es über die Jahre nicht geschafft, eine kritische Anzahl an Genossenschaftsmitgliedern zu überschreiten. Dadurch fehlten uns sowohl aktive Teammitglieder als auch kapitalgebende Genoss*innen. Beides gleichermaßen hätten wir gebraucht, um spürbare Erfolge bei der Umsetzung der Projekte zu haben.

Ihr Lieben, wir hoffen, dass ihr unsere Entscheidung verstehen könnt. Für uns waren es fünf spannende, lehrreiche, aber auch unterhaltsame Jahre – dafür möchten wir uns bei euch von Herzen bedanken. Vielen Dank, dass ihr uns eure Kreativität, euer Feedback und eure Unterstützung zur Verfügung gestellt habt! Vielen Dank für eure Geduld, eure Freude und Inspiration!

Mit traurigen Grüßen

eure astiküsse

One thought on “astikos beendet die zweite Projektphase

  1. Schade!

    Ich halte die Idee eines unabhängigen und von Autoren (und Buchhandlungen) getragenen Verlages – inklusive der Übernahme weiterer Teile der Aufgaben im Buchmarkt (Großhändler, Verlagsauslieferung und Webshop, mit Auslieferung durch Buchhändler vor Ort) – weiterhin für sinnvoll. Schade, dass so viele kleine Verlage sterben.

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