Was ist Heimat?

In den kommenden Wochen wollen wir unseren astikos-Fragebogen mit Euch teilen und lassen dafür unsere Autoren, IllustratorInnen und GenossInnen zu Wort kommen. Jede Woche rückt eine andere Frage in den Fokus. Heute geht es um Heimat: Was ist das eigentlich? Und wie definiert man Heimat? Lest hier die Antworten unserer astiküsse!

Was bezeichnest Du als Heimat:

a) Ein Dorf?

b) Eine Stadt oder ein Quartier darin?

c) Einen Sprachraum?

d) Einen Erdteil?

e) Eine Wohnung?

 

Caro:

Eine Sicherheit. Vielmehr ein Gefühl. Geborgenheit.

 

Daniel:

Einen Ort oder Ortsteil, ja. Gern auch eine Region. Einen Sprachraum oder Erdteil finde ich zu groß, als dass man ihn in seiner Gänze gut genug kennen kann, um ihn komplett als Heimat zu bezeichnen. Nur seine eigene Wohnung als Heimat zu sehen, fände ich etwas traurig, hieße das doch, dass man kaum Verbindung hat zu dem, was sich jenseits der eigenen Wohnungstür befindet.

 

Julia Mandl: 

Als Soziologin, wie ich nun mal eine bin, komme ich nicht drum herum zuzugeben, dass sich meine prägende Heimat ein Dorf nennt. Aber ich sehe die literarische Viktorianische Zeit von Charles Dickens, die goldenen Zwanziger um F. Scott Fitzgerald und das prickelnde New York der Neuzeit von Carrie Bradshaw ebenfalls als meine Heimat an. Verschiedene Heimaten, in die ich im geschützten Raum meines Dorfes entschwinden kann.

 

Guido:

Ich bezeichne gerne die Wohnungen von Bekannten als meine Heimat. Ich lade manchmal wildfremde Menschen in diese Wohnungen ein. »Fühlt euch wie zu Hause«, sage ich. Wenn mir der Trubel zu viel wird, setze ich mich ab. Ich fliehe der Heimat. Suche Asyl. So geht das.

 

Jackie:

… kommt drauf an, wo ich gerade bin … in Südamerika ist Europa meine Heimat, im Norden der Süden, in Trudering Neuhausen. Alles relativ. Für mich steht aber fest: Woher man kommt (München Ramersdorf), ist nicht zwangsläufig die Heimat. Mein Ziel ist es, immer offen für neue Heimaten zu sein, bzw. gar keine feste zu benötigen, weil das Leben und ich selbst mir Heimat genug sind.

 

Jannis:

Die Frage nach der Heimat wurde mir so oft gestellt, als »Gastarbeiterkind« in Deutschland. Ob ich nicht zerrissen sei, weil ich zwei davon habe, in zwei Kulturen lebe. Welche zwei Kulturen meinen die, fragte ich mich immer. Heimat ist da, wo ich mich wohlfühle, geborgen, geliebt, geschützt. Das hat nichts mit einer Nation, einem Landstrich, einer »Mentalität« zu tun, das hat mit Menschen zu tun, die ich mag oder gar liebe und die mich mögen und lieben.

 

Julia:

Heimat ist für mich da, wo meine Liebsten sind. Da fühle ich mich geborgen, da kann ich mich einkuscheln, da geht es mir gut.

 

Katha:

Heimat ist für mich mein Dorf, meine Familie, ein Gefühl, mein »r«. Der Ort, an dem ich Zuflucht finde. Daheim sein, das kann ich überall, eine neue Heimat finden, das stell ich mir unmöglich vor.

 

Katrin:

Heimat ist das kleine Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Mit den Kindheitserinnerungen und den Menschen dazu. Zuhause ist flexibler. Zuhause ist immer dort, wo ich gerade wohne oder auch für ein paar Tage zu Besuch bin – das ist ganz eng verbunden mit Wohlfühlen.

 

Kitty:

Nichts davon. Für mich bedeutet Heimat das Gefühl, das ich habe, wenn ich mit den wichtigsten Menschen in meinem Leben zusammen bin – und das kann sowohl in einer kleinen Wohnung in München als auch in einem Haus im Saarland oder auf einer Schweizer Almhütte sein.

 

Lasar:

Im Dorf will ich nicht leben, zu klein, der Erdteil ist wiederum zu groß. Eine Wohnung kann ein Refugium sein, aber nicht eine Heimat. Zur Heimat gehören doch Menschen, die ich liebe und die mich lieben. Ich möchte immer in Städten leben, in großen Städten. Unter München geht gar nichts mehr. Quartiere und Kieze, hm, nee, sind mir nicht wichtig. Habe Lust, alle ein-zwei Jahre umzuziehen …

 

Levend:

Eine schwierige Frage für jemanden wie mich, der zwischen zwei Kulturen aufgewachsen ist. Dies ist nicht immer leicht gewesen. Heimat kann natürlich alles sein. Nach meiner Vorstellung und meinem Wunsch: neben meinen Freunden der eine ganz besondere (in meinem Fall: weibliche) Mensch, der noch zu finden ist.

 

Marion:

a. – ein Dorf, aus Herz-nahen, Geist-vollen Menschen. Individuen, die sich zueinander hingezogen fühlen, ohne pflichterfüllenden Zusammentreffen hinterherzujagen. Unabhängig von Herkunft und Nationalität kann diese Heimat an jedem Ort der Welt entstehen und sein.

 

Nick:

mix of d and c. With the common language creating a continent, as oppose to the other way around. Basis for the linguistic structure would be pain shared through whatever we communicate so we form community through vulnerability.

 

Nikk:

Schwer zu sagen. Es gibt ein Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, ein Stadtviertel, in dem ich wohne, eine Stadt, die ich besser kenne als jede andere, und eine Wohnung, in der ich mich Nacht für Nacht zum Schlafen lege. All diese Orte sind Heimat – aber so richtig zuhause fühle ich mich nur in Gegenwart einer bestimmten Person.

 

Nina:

Wenn ich über Mainz spreche, spreche ich von zu Hause. Wenn ich über Wächtersbach spreche, spreche ich von zu Hause zu Hause. Beides entspricht einem Heimatgefühl. Zu Hause zu Hause ist es die Familie, das Gewohnte, das Erinnerungsträchtige, das mir Heimat vermittelt. Zu Hause ist es das Neue, das Andere, das Studentenleben, das Freie und Ungebundene. Auch eine Art Heimatgefühl. Losgelöst von Familie, meine selbst errichtete Heimat.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert