Ada Rabenstern – literarische Gastbeiträge

Unsere Gastbloggerin Ada hat heute wieder zwei Texte für euch. Neben dem Text „Gedankenkarussell“ auch einen ganz neuen – noch unveröffentlichten Text „Sand“.

Gedankenkarussell

Warum sagt du so etwas? Alles war gut. Alle Dinge liefen irgendwie in die richtige Richtung. Und dann platzt du rein und wirfst einen einzigen verfluchten Satz in den Raum und dort bleibt er hängen und schaukelt vor meinen Augen hin und her. Immer wieder. Ich werde wirklich blöd davon. Ich saß den halben Tag in der Straßenbahn und habe Musik gehört und an deinen dummen Satz gedacht und daran wie es wäre, wenn ich dich jetzt zufällig träfe. Ich weiß genau, was ich dann machen wollen würde und ich weiß genau, dass ich es nicht täte, weil dann alles furchtbar und noch verwirrender werden würde. Und trotzdem denke ich wieder und wieder darüber nach, wie es wohl wäre … Du bist ein scheiß Idiot. Ich kenne dich und unser bescheuertes Spiel schon viel zu lange, als dass es sich lohnen würde, darüber nachzudenken. Aber ich denke darüber nach und male mir die merkwürdigsten Dinge aus und was ich sagen würde und was du sagen würdest und was wir täten und alles dreht sich im Kreis und alles geht wieder von vorne los. Wenn ich es in ein paar Wochen geschafft habe, den Mist wieder dorthin zu räumen, wo er hingehört – irgendwo hinter einer fest verschlossenen Tür in den Tiefen meines Hirns – kommst du und sagst solches Zeug (und ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, wann ich dir den Schlüssel dafür gegeben habe). Es ist wirklich jedes Mal so. Und jedes Mal hüpfe ich dümmlich grinsend auf mein Gedankenkarussell und weiß nicht mehr, wo oben und unten ist. Ich frage mich wirklich, warum es immer wieder bei mir funktioniert. Warum ich immer wieder auf diesen Zug aufspringe, in dessen Führerhaus du sitzt und uns irre lachend an die Wand fährst. Und dann denke ich wieder darüber nach, ob es überhaupt deine Absicht gewesen ist, oder ob es tatsächlich nur ein dummer Spruch war, der mich zum Lachen bringen sollte und den ich in der nächsten Sekunde wieder vergessen sollte. Ehrlich, irgendwann muss ich doch mal damit aufhören … ich fürchte, ich warte meistens schon auf deinen dämlichen Zug, um mich endlich wieder im Rausch der Gefühle zu suhlen und so lange Karussell zu fahren bis ich kotzen muss. Tja-ja, wer weiß das schon. Ich werde es wohl in ein paar Tagen wieder hinter mich gebracht haben. Ich weiß genau, dass du dann schon hinter der nächsten Ecke lauern wirst. Ich hoffe nur, dass ich nicht wieder mit gepackten Koffern bereitstehe und dir in die Arme hüpfe.

Sand

Es ist schwer zu ertragen, dass du mich ablehnst. Es ist schwer zu akzeptieren, dass ich einfach nur geglaubt habe, was ich glauben wollte. Es ist nahezu unerträglich, dir dabei zusehen zu müssen, wie du einen Fehler machst, vor dem ich dich schützen könnte. Aber mitansehen zu müssen, wie alles zusammenfällt, zerreißt mich wirklich. Alles, was ich durch dich zu tun gelernt habe, löst sich auf. Weil es auf Sand gebaut wurde. Aber es wäre möglich gewesen, weißt du? Wir hätten aus diesem Sand ein echtes Fundament machen können. Doch dafür ist es wohl zu spät. Ich bin da, wo ich angefangen habe. So viele Jahre sind einfach verpufft … und der Staub der Trümmer rieselt durch meine Hände.
Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Ich weiß auch, dass es nur funktioniert hat, weil du da warst, als ich jemanden wie dich brauchte. Es ist nur einfach so, dass ich nichts vom dem erhalten kann, wenn ich weiß, dass du doch nicht der warst, den ich brauchte …

foto_ada

Falls euch Ada Rabensterns Texte auch gefallen haben, dürft ihr euch schon jetzt auf weitere Gastbeiträge freuen. Oder – bei akuter Ungeduld –  einen Blick auf ihre eigene Seite werfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert