Ada Rabenstern – literarische Gastbeiträge

Unsere Gastbloggerin Ada hat heute wieder zwei Texte für euch. Neben dem Text „Ticktack“ wieder einen ganz neuen – noch unveröffentlichten Text „Liegen“.

Ticktack

Es fühlt sich an, als würdest du sterben … Und ich kann nichts tun. Nicht weil es nichts gibt, das ich tun könnte, sondern weil du nicht leben willst. Ich will nicht, dass du stirbst. Ich will nicht vor dir sitzen müssen – nur das Ticken der Uhr im Ohr. Ich will nicht daran denken müssen, wie ich ohne dich weitergehen soll. Ich würde dich so gern schütteln und dich anschreien und dir sagen, dass es geht. Dass es einen Weg gibt. Dass es sich lohnt zu leben. Aber ich sitze hier, sehe dir ins Gesicht und höre die Uhr ticken. Deine Uhr … ticktackticktackticktack.

Liegen

Ich liege im Dreck und höre mir beim Verbluten zu. Es ist das Einzige, das ich noch tun, das ich noch entscheiden kann: zuhören oder weghören. Alles, was noch in mir gelebt hat, ist vergangen – alles, was zumindest die Chance hatte, eines Tages ein Jemand zu werden. Die, die ich geworden bin, die wir gemeinsam geschaffen haben, ist fort. Als wäre sie nie da gewesen.

Es war so schwer, sie festzuhalten, so schwer, sie nicht sterben zu lassen … und ohne dich ist einfach nicht genug Kraft da. Sie ist fort und nichts ist mehr übrig. Also liege ich hier und höre meinem Blut beim Fließen zu. Ich möchte nicht so gehen … Ich möchte wenigstens wissen, wofür ich sterbe. Ich weiß, warum ICH alles aufs Spiel gesetzt habe, ich weiß, dass ich es wieder tun würde. Immer und immer wieder. Kein Zögern. Keine Reue. Aber ich muss wissen, was du für mich bekommst. Ich muss wissen, was so wertvoll ist, dass du bereit bist, mit mir dafür zu bezahlen … Und ich lächle. Weil ich ohne Kraft kämpfe. Weil ich sogar in Gedanken um mein Leben kämpfe – ein Leben, das mir nie viel bedeutet hat, ein Leben, das ich schon zu oft verloren habe. Ich lächle, weil ich trotz allem immer noch um dich kämpfe.

foto_ada

Falls euch Ada Rabensterns Texte auch gefallen haben, dürft ihr euch schon jetzt auf weitere Gastbeiträge freuen. Oder – bei akuter Ungeduld –  einen Blick auf ihre eigene Seite werfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert