astikos goes Buchmesse – #lbm15

Messefreitag nach meinem ersten Termin am Vormittag. Ich sitze wartend auf einer Bank am Rand von Halle 4. Vor mir wildes Messegewusel. Eilig in entgegengesetzter Richtung unterwegs zu ihren jeweils nächsten Terminen, treffen sich zwei Verlagsmenschen. Im Lauf begrüßen sie sich umarmend und drehen sich dabei scheinbar einmal um die eigene Achse. Einen Moment halten sie inne, um sich darüber zu freuen, dass sie sich zufällig über den Weg gelaufen sind, und vereinbaren vielleicht noch einen Treffpunkt – ein Date – für später, bevor sie weiter zu ihren Terminen eilen…
Genau solche Situationen beschreiben, was die Buchmessen ausmacht, geplante und zufällige Treffen mit alten und neuen Bekannten, auf und über die man sich gleichermaßen freut. Beim Messeausklang Sonntagnachmittag fiel der schöne Satz „auf der Buchmesse geht es doch nicht um Bücher … sondern um Menschen“. Ich musste mich fast verteidigen, dass ich doch drei neue Schätze für mein Bücherregal gefunden hatte.
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Natürlich haben wir bei astikos ständig Kontakt und versuchen immer wieder, uns auch im echten Leben zu treffen. Die Buchmessen sind dabei die Meilensteine in unseren Kalendern, an denen wir uns mit großer Sicherheit immer sehen. Auf der letzten Frankfurter Buchmesse begannen wir, mit den ersten Leuten aktiv über astikos zu sprechen, Feedback einzuholen und mögliche UnterstützerInnen zu gewinnen. Außerdem entstanden dort, über den Dächern der Frankfurter Buchmesse, bei einer kleinen Fotosession die ersten Bilder der astikos-Gründer.
Jetzt, ein halbes Jahr später, ist unsere Idee schon sehr viel konkreter, wie sich hier auf der Seite und in eben diesem Blog zeigt. Nicht zuletzt wollten wir das in Leipzig feiern, wenn wir (fast) alle zusammenkommen aus Frankfurt, Berlin und München. Außerdem haben wir unsere Ideen weiter in die Welt hinausgetragen und sie mit Interessierten diskutiert. Bei zuvor vereinbarten Terminen, zufälligen Treffen oder den abendlichen Veranstaltungen wie Pub’n’Pub oder der Party der jungen Verlage entwickelten sich viele inspirierende Gespräche, wir bekamen positive Rückmeldungen für unser Konzept. Faszinierend fand ich, wie für viele unterschiedliche Details hervorstechen – mal inhaltliche, wie unser Ansatz der Zusammenarbeit oder die Nennung aller an einem Buchprojekt Beteiligten, mal unsere Darstellung auf der Website.
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Nicht zuletzt auch aus Vorträgen oder Podiumsdiskussionen lässt sich meist viel mitnehmen. Zwar gibt es davon in Leipzig etwas weniger, das Panel “Büchermacher” war aber sehr interessant, und unterhaltsam. Die Digitalverleger Beate Kuckertz (dotbooks), Christiane Frohmann (Frohmann Verlag) und Wolfgang Farkas (Shelff) und Sascha Lobo, der Autor, Journalist und Gründer von Sobooks diskutierten zum Thema “Wir sind elektrisch! Die neuen E-Book-Verlage zwischen Hype und Hoffnung”. Insbesondere als Letzterer von der dotbooks-Gründerin Beate Kuckertz – sagen wir mal – ausgebremst wurde. Er erklärte/ versuchte zu erklären, wie falsch es gewesen sei, “das gedruckte Buch zu nehmen und mit den gleich Mechanismen so weiterzumachen”. Worauf sie trocken erwiderte, dass sie genau damit Erfolg habe – und von Erfolg darf man bei dotbooks problemlos sprechen, haben sie es doch geschafft 18 Monate nach der Gründung den Break-even/ die Gewinnzone zu erreichen. Ihre Strategie sei gerade die gewesen, die Mechanismen aus der analogen Bücherwelt in die digitale zu “übersetzen”. Auf die Qualität ihrer Inhalte legt sie mit ihrem Lektorat den gleichen Wert wie sie es im Print machen würde/ bei ihren vorherigen Verlagsjobs machte. Die Unterschiede zeigen sich dann vor allem bei Marketing und Vertrieb. Natürlich sind die wichtigen Handelspartner andere und auch die Leser erreicht man anders. Aber genau an dem Punkt hat Beate Kuckertz mit ihrer pragmatischen Herangehensweise beeindruckt. Wenn man so darüber nachdenkt, leuchtet das auch ein. Aus den Schaufenstern und Büchertischen werden digital Startseiten und Newsletter der Onlineshops, anstelle des klassischen Feuilletons gewinnen unter anderem Buchblogger an Gewicht, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Mechanismen sind also keine grundlegend anderen, sie funktionieren online nur anders. Und Aufgabe von Verlagen ist es, herauszufinden, wo man ansetzen kann, um seine Leser erreichen.
Auch wenn wir bei astikos inhaltlich mehr experimentieren wollen, finde ich solche Erfahrungen auch für unsere Arbeit sehr wichtig. Auch wir wollen Dinge neu denken, neue Wege gehen, sollten dabei aber nicht krampfhaft versuchen, das Rad zu erfinden.
Alles in allem bekamen wir aus unterschiedlichen Richtungen viel wertvollen Input, den es nun noch zu sortieren und umzusetzen gilt.

Schüler, die für ihre Buchmesserally den 5. Satz auf Seite 27 verschiedener Bücher aufschreiben sollen, aufwendig verkleidete Cos-Player, Schlangen bei Signierstunden, Hot Dogs, Crêpes… auch das ist die Buchmesse.
Was die Buchmesse neben all den Anekdoten zeigt, ist, wie wichtig und schön es bei aller Digitalität/ Virtualität bleibt, persönlichen Kontakt zu haben und zu pflegen. Zum Glück! Kaum jemand möchte die digitalen Möglichkeiten mehr missen, aber noch weniger möchte man darauf verzichten, sich auch ab und an “in echt” zu treffen.
In diesem Sinne freue ich mich schon auf die nächste Buchmesse, und all die Treffen zwischendurch. Und für die Buchmessen setze ich mir jetzt ein Ziel: auch wenn es unter „Fachleuten“ fast verpönt ist, nie, aber auch niiiiie möchte ich eine Buchmesse ohne eine neue Buchentdeckung verlassen!

Eine spannende Zeit liegt bereits hinter uns, die vor uns wird das aber sicherlich noch deutlich übertrumpfen. Ich spüre, wie unsere Schritte größer werden. Was werden die nächsten Monate bringen? Werden wir bis zur nächste Messe alle unsere Ziele erreichen? Wie werden unsere ersten Titel bis dahin ankommen? Wann werden wir unseren ersten Stand auf einer Buchmesse haben?
Wir sehen uns – spätestens – in Frankfurt.

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