Die Frankfurter Buchmesse ist jedes Jahr ein Highlight für alle Buchmenschen – auch für uns astiküsse. Wir wollen euch unseren kleinen Messe-Recap nicht vorenthalten und lassen unsere Genossen, Autoren und Blogger zu Wort kommen. Wie Nils, Julia und Jannis ihren gemeinsamen Messe-Tag erlebt haben und welche unterschiedlichen Eindrücke dabei entstanden sind, lest ihr hier...
Man muss einfach nur den Gratis-Sekt suchen
Verlage sind gemein...
Nein, nicht dieser hier. astikos ist super nett. Sie lassen mich mein Geschreibsel ja veröffentlichen. Nehmen wir eher einen kleinen Teil größere Verlage: die sind gemein!
Ich bin nämlich auf der Buchmesse. Mit meiner ersten Presse-Freikarte als Kolumnistin.
In der Halle mit den ganz großen Namen der Buchbranche kann man sich von Anfang an vollkommen auf das Mitgehenlassen von Kullis konzentrieren. In Halle 4 bei den etwas kleineren Verlagen kann man auch mal jemanden erwischen, der mit einem redet, ohne nur genervt einen Gratis-Beutel in die Menge der Schnorrer reinzureichen. Ich hätte jedoch bei dem Merchandising-Kram bleiben sollen, denn jetzt fängt es nämlich an, fies zu werden.
Ihr, meine lieben Leser, müsst Euch mich folgendermaßen auf der Buchmesse vorstellen: eine junge Frau, die es sehr, sehr gerne mag, über den Quatsch, den sie jeden Tag erlebt, zu schreiben. Damit andere mit mir mitfühlen können, einen Rat durch meine Fehler erhalten, oder auch einfach nur, um mich auszulachen. Eine junge Frau, die gerne bei einem Fernsehinterview ganz viele lustige Berufsbezeichnungen unter ihrem Namen stehen haben möchte:
Julia Mandl, 25
Autorin, Soziologin und Newcomer-Djane
Oder so ähnlich.
Ob ich wirklich gut darin bin, Musik aufzulegen, weiß ich jetzt nicht. Aber das mit diesem Autorin-Sein, dass klingt wirklich cool. Also da stehe ich nun in Halle 4 der diesjährigen Buchmesse und möchte ins Gespräch mit kleinen bis ganz kleinen Verlagen kommen. Wie nennen das diese Teenies heute? Networken! Jedoch schon beim ersten Stand, bei dem ich all meinen Mut zusammennahm und jemanden ansprach, erklärte mir die Dame nach dem ich ihr nannte worüber ich bisweilen schreibe: »ähm ja, so wie wir Wert auf das Handwerk beim Bücher herstellen legen, so legen wir auch Wert auf das Handwerk Schreiben. Aber sie können es ja mal probieren.« Ein paar Stände weiter, schüttelte ein alter Mann ganz wirr mit dem Kopf ohne mir wirklich zuzuhören: »Nein, nein. Ich nehme jetzt keine Manuskripte an.« Ähhm, hatte ich auch gar nicht vor, mein lieber Freund.
Ein paar Visitenkarten wurde ich los, ein paar erhielt ich. Aber wirklich ein tieferes Gespräch entstand nie. Das Interesse schien mir genauso zu funktionieren, wie bei dem Vorgang den ich am besten kenne: Tindern! Man ist so lange im Gespräch, bis die nächste, aufs Neue vielversprechend herüberwinkende Visitenkarte erscheint!
Müde von diesem ergebnislosen ersten Mittag der Buchmesse, traf ich mich auf ein kurzes Hallo mit einem Euch allen bekannten Genossen von astikos auf dem Turm vom Kein und Aber Verlag. Auf dem wackelnden Dach dieses Container-Turms sitzend, entschied ich mich, doch noch kurz zu bleiben und mit Jannis zu einem Stand mit italienischen Antipasti zu gehen. Die beste Entscheidung dieses Tages. Denn Jannis zeigte mir, wie diese Buchmessen-Besuche wirklich funktionieren: Man muss einfach die Stände mit dem Gratis-Sekt suchen! Und sich im allerbesten Falle später auf eine Verlagsparty schmuggeln. Denn der einzige Zweck den die Buchmesse für schaffende Menschen hat, ist seine Kontakte zu pflegen. Das war mir jetzt klar. Wenn du aber halt noch keine Kontakte zum pflegen hast – so wie ich – dann haste halt einfach mal Pech gehabt – so wie ich! Aber ganz richtig ist das ja nicht, ich habe ja meine Kontakte zu dieser Plattform hier, zu Jannis. Und das verschaffte mir noch einen wunderbaren Abend, mit unvergesslichen Begegnungen beim sympathischen Queer-Verlag, beim Ausklingen des Tages beim Orbanism Space, beim Ausgang suchen und bekannte Gesichter treffen, bei Musik bei Beltz und Gelberg und einem Kochbuch-Release mit echt gutem Whiskey…