Julia Mandl – Literarische Gastbeiträge

Einmal Mailand und zurück

Ich erzähle Euch ja des Öfteren von meinen Dating Erfahrungen, lustigen Treffen und kuriosen Begebenheiten. Vom Dating im Großstadtdschungel, von seinen Vorzügen und meinen Fehlversuchen. Doch heute möchte ich Euch nicht von mir erzählen, sondern von einer Freundin. Von einer wunderschönen, charismatischen jungen Frau. Diese Geschichte ist wirklich passiert, deshalb soll meine Freundin stellvertretend für alle ebenso wunderbaren Frauen und Männer stehen, die manchmal die Welt nicht mehr verstehen und ihr Wunderbarsein in Frage stellen.

Alles begann an einem Junggesellinnenabschied. Die Braut wünschte sich – ganz illuster – keinen Stripper, sondern gleich einen Haufen Männer: einen Besuch bei einem Footballspiel.

So besuchten wir das Opening-Spiel Frankfurt gegen Mailand. Die Braut, betrunken und glücklich, sprach nach dem Spiel die zufällig rumlaufenden Mailänder Spieler an und preiste ihre italienisch sprechende Bald-Schwägerin (besagte Freundin) an wie frische Semmeln. Zwei der Spieler waren ganz hin und weg von meiner Freundin und ohne dass es jeweils der andere merkte, bekam sie ihre Handynummern. Der eine, mein Favorit, spielte sich recht schnell mit einem Dick-Pic via Snapchat ins aus. Der andere wählte die seriösere Variante und nahm Textnachrichten via WhatsApp. Das sich mein Liebling mit dieser Aktion so schnell ins Aus manövrierte, spricht mal wieder wahrlich nicht für meinen Männergeschmack.

So schrieben meine Freundin und der Mailänder nun also vor sich hin. Sie schrieben viel – sie schrieben oft. Sie planten ein Wiedersehen. Oder besser gesagt: er plante ein Wiedersehen. Selbst ist die Frau …  also überlegte meine Freundin, nach einem Urlaub in Italien noch ein paar Tage in Mailand dranzuhängen. Bis jetzt hatten sich beide nur kurz und feuchtfröhlich im Frankfurter Stadion gesehen. Doch die Freude auf seiner Seite war groß. Zur Sicherheit buchte meine Freundin natürlich ein Hostel. Gott sei Dank! Aber lest weiter. Seine Freude war also groß. Was plante er nicht alles. Sightseeing Tour, Pasta, Pizza und die Mailänder Scala … Geplant waren ein paar Tage in Mailand um sich einmal richtig kennenzulernen. Um die Stadt zu entdecken, mit ihm als Fremdenführer. So war der Plan. So stand meine Freundin also nun in Mailand und der Footballspieler war krank. Er entschuldigte sich für den ersten Tag. Vielleicht morgen. Am nächsten Morgen schilderte er wie krank er doch sei. Er hätte es gestern Abend bloß geschafft mit seinen Kumpels etwas trinken zu gehen. Etwas trinken zu gehen, währenddessen die Frau, die extra in Mailand war um ihn zu besuchen, alleine in ihrem Hostel saß und dachte, er kuriere sich aus, damit die Pläne an den restlichen Tagen gesund nachgeholt werden konnten. Was soll ich Euch sagen? Sie sahen sich nicht! Er vertröstete sie Tag für Tag. Keiner der von ihm ausgemalten rosaroten Pläne wurde umgesetzt. Es gab noch nicht mal ein ganz normales Kennenlernen bei einer Tasse Espresso. Es gab nur Ausflüchte und eine junge Frau, die an allem zweifelte. Meine Freundin entdeckte Mailand natürlich trotzdem, jedoch alleine. Alleine und irritiert. Als sie wieder in Frankfurt war und mir dies bei einigen Gläsern Vino erzählte, musste ich lange darüber nachdenken und mir waren ja wahrlich einige Geschichten eingefallen, die ähnlich abliefen. Ich bin niemals wohin gereist, aber ich habe auch schon mit Männern geschrieben, die mir so vieles versprachen, so viele Pläne machten und es nie zu einem einzigen Treffen kam. Ich denke, ihnen fehlte der Mut.

Denn zu schreiben errichtet Illusionen. Man feilt minutenlang an Formulierungen, um sich so zu präsentieren, wie man sich selbst gerne sehen würde – wie der andere einen sehen soll. Man schreibt über Pläne, über die Zukunft, über Abenteuer. Alles sicher hinter der Deckung seiner geschriebenen Versprechungen. Schreiben ist einfach. Schreiben kann eine ganze Welt erschaffen – eine Welt, in die man sich retten oder in der man sich verstecken kann. Ein schriftliches Universum, das einzig und allein nur schriftlich existieren muss.

Diese Geschichte schreibe ich zum Geburtstag meiner Freundin. Und mein Geschenk an sie und an alle, die es lesen, ist die Moral aus der Geschichte: Seid mutig, seid selbstbewusst und wunderbar. Lasst niemals die Angst den Mut besiegen. Glaubt an Eure Abenteuer und die Menschen, die sie mit Euch teilen sollen. Verwechselt die Ängste von anderen Menschen niemals mit Eurem eigenen Wert! Der Footballspieler ließ sich aus seiner Angst, seine Vorstellungen nicht umsetzen zu können, eine einmalige wunderbare Gelegenheit meine Freundin kennenzulernen durch die Finger gleiten. Dazu kann man abschließend nur eins zu ihm sagen: einfach nur selten dämliches Pech gehabt!

Falls ihr mehr über Julia erfahren möchtet, dann seht euch ihre Facebook-Seite an!

facebook.com/julesalmondautorin

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