Sommertage in Brüssel

In der ersten Euphorie äußerte ich: Brüssel ist wie Frankfurt – nur schöner und besser! Tja, ich liebe Frankfurt, das ich gerne meine Heimat nenne. Doch Frankfurt musste ich lieben lernen, während mich Brüssel vom ersten Moment an begeisterte. Vielleicht weil Brüssel mich dann doch so sehr an Frankfurt erinnerte und ich mich gleich zuhause fühlen konnte. Denn, das lässt sich sicher nicht leugnen, Brüssel und Frankfurt haben einige Gemeinsamkeiten.

Brüssel ist eine Aneinanderreihung von knapp 20 Eingemeindungen, die sie zu der Millionenstadt macht, die sie ist. Brüssel-Stadt umfasst nur etwa ein Zehntel dieser Bevölkerung, der Rest wohnt in diesen Gemeinden. Nicht viel anders lässt sich die Größe Frankfurts erklären. Stadtteile wie Höchst waren lange Zeit eigenständig, bis sie von Frankfurt geschluckt wurden.

Beides sind Finanzmetropolen, Börsenstädte, wichtige Player weltweit. Brüssel hat dazu noch das wichtige Europa-Parlament zu bieten. Doch nicht nur durch diese Politiker*innen aus ganz Europa und den Beamt*innen, die vom ganzen Kontinent entsandt werden, um der europäischen Bürokratie zu dienen, ist Brüssel so bunt und vielfältig wie es auch Frankfurt ist. Brüssel toppt die hessische Metropole ja noch in ihrer Multikulturalität. Während die Frankfurter*innen vielleicht Hessisch in die Waagschale werfen können, mit Ach und Krach noch mit Englisch-Kenntnissen prahlen können, sprechen hier viele Menschen Französisch, Niederländisch und Englisch fließend. Manche können noch Deutsch oder andere Sprachen. In den meisten Geschäften konnten die Bediensteten zwischen drei Sprachen problemlos switchen. Dann gibt es traditionell viele Menschen, die aus anderen Teilen dieser Erde kommen (wie ja in Frankfurt auch), völlig verschiedene Phänotypen und Herkünfte ... Wie in Frankfurt auch sind manche Stadtteile in der Hand von Menschen, deren Vorfahren aus bestimmten Ländern stammten, es gibt arabische und türkische Viertel.

Brüssel ist eine moderne Stadt mit modernen Gebäuden, das eint sie mit Frankfurt, der eklatante Unterschied, der Brüssel nun so viel schöner macht als die hessische Metropole ist, dass es noch ganz viele alte, wunderschöne Gebäude in der belgischen Stadt gibt. Überall findet sich wunderschöne Kirchen, Herrschaftsgebäude, Parks mit Statuen und Wasserspielen. Das Verkehrs-Chaos eint wieder die beiden Städte, insbesondere, wenn man sich die Fahrradwege anschaut. Es ist ein Drunter und Drüber, Fahrradwege stoppen plötzlich, führen auf eine große Auto-Straße, die Schilder stehen wild – manchmal auch im Weg – herum, sie sind teilweise auch nicht gerade verständlich für Nicht-Belgier*innen.

Temperaturen über 30 Grad lassen die Menschen in Brüssel genauso leiden wie in Frankfurt, die Hitze staut sich in der Stadt und lässt kaum durchatmen, in manchen Gegenden lässt sich kein Zentimeter Schatten finden. Daher nutzen viele Menschen in Brüssel die zahlreichen Parks, um zu verschnaufen.

Ein großer Unterschied, der Brüssel auch so viel lebenswerter macht, ist die recht entspannte Atmosphäre. Ich muss präzisieren: der Umgang der Menschen in dieser Stadt ist sehr entspannt, das Tempo nicht so schnell wie in Frankfurt, es ist sehr viel mehr Raum für Höflichkeit. Andererseits gab es im März 2016 einen terroristischen Angriff und just an dem Tag, an dem ich abreiste folgte ein nächster Terror-Versuch, der vereitelt wurde. Überall an wichtigen Knotenpunkten stehen diverse Militärs, um die Menschen zu beschützen. Das ist natürlich für Deutsche ein fremdes Bild. Mich erinnerte das stark an Jerusalem. Apropos Knotenpunkt: wie Frankfurt ist Brüssel stolz darauf, dass es von dieser Stadt überallhin nach Belgien (ist ja auch ein kleines Land) geht, ans Meer ist es nicht weit, nach Antwerpen und Brügge ebenso wenig. Und in die meisten Großstädte Europas gelangt man fast genauso rasch. Ein kleines Manko für Tourist*innen ist, dass einige Dinge (zum Beispiel Pizza!) teurer sind als in Deutschland, dafür verdienen die Einheimischen vermutlich mehr ...

Brüssel ist eine wunderschöne Großstadt, die jede Reise wert ist, vor allem, wenn man etwas Zeit mitbringt, um auch nach Brügge oder Ostende zu fahren und die Zeit dort zu genießen.

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