Ada Rabenstern – literarische Gastbeiträge

Unsere Gastbloggerin Ada hat wieder etwas schönes für uns geschrieben! Heute lest ihr die Texte "Halt" und "ganz einfach" von ihr.

Halt


Deinetwegen habe ich viel durchgemacht. Viel mehr als ich für möglich gehalten hätte. Sehr viel mehr. Manches habe ich jetzt verstanden – zumindest glaube ich das.

Ich habe keinen Fehler gemacht, mich nicht falsch entschieden, denn es gab keinen anderen Weg. Nur geradeaus oder warten. Zumindest für mich gab es nur diesen einen Weg. Die einzige Alternative wäre gewesen, noch ein Weilchen länger am Wegesrand zu sitzen – aber ich wusste, dass ich nicht ewig dort bleiben kann.

Also bin ich aufgestanden. Aber lange, sehr lange, bevor ich von meinem Plätzchen am Wegesrand aufgestanden bin, war es schon zu spät. Ich bin schon so viel länger verloren. Der Zeitpunkt, an dem ich noch eine Wahl gehabt hätte, ist an mir vorbei geschlichen, ich hatte nur die Ahnung einer Chance, ihn zu fassen. Er flüsterte an mir vorbei und ich war verloren. Jetzt bin ich dein, genauso wie ich den anderen gehöre. Ich werde bleiben, weil ich muss, ganz egal, was du sagst oder tust. Das zumindest bin ich. Du kannst mich mit Worten oder Taten verletzen und Schlimmeres, ich werde immer dort sein, immer bei dir – ob du willst oder nicht. Ob ich will oder nicht.

Du bist mit mir verwoben, du hast Wurzeln in meinem Denken, meinem Fühlen, in meiner Welt geschlagen. Und sie reichen tief … Sie können niemals vollständig herausgerissen werden. Sie sind ein Teil von mir geworden, mit ihnen lebe ich, mit ihnen sterbe ich – und sie mit mir. Ich kann deine Ablehnung ertragen – aber nicht das, was sie bedeutet. Denn wenn diese Ablehnung echt ist, wenn sie wahr ist, dann ist meine Welt unrettbar zerstört. Wenn sie es ist, kann ich nicht mehr zwischen Realität und Fantasie unterscheiden. Dann gibt es kein Wahr und kein Falsch, kein Gut, kein Böse, kein Oben, kein Unten. Dann ist alles gleich und nichts hat mehr Bedeutung. Es ist zu spät, um die Richtung zu wechseln. Dieser Weg hat aufgehört zu existieren.

Du fehlst mir. Nicht das, was du tust oder sagst, wenn ich bei dir bin. Nur du. Und der Teil von mir, der nur durch dich existiert. Auch deswegen ist es nicht wichtig für mich, Wert in mir zu sehen, etwas Gutes an mir zu finden. Annähernd mein ganzes Leben lang dachte ich, ich müsste etwas leisten, um mich zu schätzen – oder mich zumindest akzeptieren zu können. Etwas wirklich, wirklich Großes. Aber so ist es nicht. Ich möchte einfach nur jemand sein, den du magst. Das ist alles. Es ist absurd, vollkommen absurd, und war bis vor Kurzem undenkbar, aber es ist wahr. Es wird mir nicht genügen bis ans Ende meiner Tage, aber es wäre ein Fundament. Und ich konnte mir nie vorstellen, dass es etwas gibt in dieser Welt, das wirklich ein Fundament für mich sein könnte, etwas, auf dem ich aufbauen könnte. Aber es ist so. Ich brauche jemanden, dich, der mich einfach mag, der mich hält, damit ich mich nicht auflöse.

 

ganz einfach

 

Eine neue Zeit ist angebrochen. Du bist weg … Ich habe dir nicht erlaubt zu gehen. Meine Fantasie ist mein Gegner geworden. Du fehlst mir. Ich kann dich einfach nicht noch einmal zurückzwingen. Keine Kraft mehr. Vielleicht liegt es nur daran, dass ich nicht mal mehr mich selbst davon überzeugen kann, dass du so bist, wie ich dich geschaffen habe. Ich wusste es die ganze Zeit. Es spielte keine Rolle. Tut es immer noch nicht. Es hat dich trotzdem getötet. Ich bin allein. Wieder allein. Einfach nur wieder allein. Ganz einfach.

Ich hoffe so sehr … ich hoffe, dass du eines Tages wieder da sein wirst. Dass du hinter mir stehen wirst, wenn ich mich umdrehe, und dass du lächelst und dass dann wieder alles so sein wird, wie es war. Und dass du bleibst.

foto_adaFalls euch Ada Rabensterns Texte auch gefallen haben, dürft ihr euch schon jetzt auf weitere Gastbeiträge freuen. Oder – bei akuter Ungeduld –  einen Blick auf ihre eigene Seite werfen.

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