Lesung von MissKreatiEva am 20.04.2018 im Farbenladen
Am 20.4.2018 stellte MissKreatiEva sich, ihre Musik und ihr Buch »Die neunte Dimension« in München vor – wir blicken zurück auf den sehr einprägsamen Abend im Farbenladen.
Wie startet man einen Tag in München? Für unsere aus Frankfurt angereiste Autorin MissKreatiEva ein lange gehegter und endlich erfüllter Wunsch: mit einem Weißwurstfrühstück im Hofbräuhaus. Zum Abend kamen wir dann im »Farbenladen« zusammen, um den gesprochenen und gesungenen Worten von MissKreatiEva zu lauschen. In den vergangenen Wochen bespielten Anja Gebauer und Thomas Eichinger den Raum mit ihrer Ausstellung »Kondensationen« und strickten drumherum ein vielfältiges Rahmenprogramm. Der Farbenladen ist ein seit 2010 in München-Sendling bestehendes Forum und Schaufenster junger Münchner Popkultur und Kunst, das Zugänge zu verschiedensten Angeboten bieten will – möglichst niederschwellig, kostenfrei und entlastet von ökonomischem Druck. Wir astiküsse freuten uns sehr, einen Teil beitragen zu können und bedanken uns nochmal herzlich!
Anja und Thomas stellten ihre Ausstellung unter das Motto der »Kondensationen«, das durchaus wörtlich zu verstehen ist – beide wollen mit ihren Arbeiten ungreifbares greifbar machen, Gegensätze aufzeigen und Übergänge ermöglichen. Die ausgestellten Werke, vor allem Malereien auf Leinwand, aber auch auf Acrylglas, Papier oder als Projektion, fügen sich wunderbar aneinander, wenngleich die unterschiedlichen künstlerischen Positionen deutlich hervortraten. Thomas Eichingers Bilder machen kräftige Welten auf, schaffen mit massiven Wohnbauten einen nahezu bedrohlichen Eindruck, während einem anderswo der Pop mit Neonfarben fragmentierenden Farbkompositionen entgegenspringt. Dünn lasierte und zerlaufende Farbschichten sind Elemente, die sich auch in Anja Gebauers Malerei wiederfinden, die auf ihren Leinwänden oft der Darstellung von Menschen und deren Beziehungen zueinander Raum gibt. Zwischen harmonischen und sanften Farbkompositionen belässt sie oftmals viel freien Leinwandgrund – genug, damit die Betrachter*innen in Gedanken Ergänzungen tätigen und subjektive Welten hinzudenken können. Ebenfalls kommen in einigen Arbeiten auch Worte mit ins Spiel, seien es literarische Zitate oder andere Wortfragmente – in der Mitte des Ausstellungsraumes stand sogar eine Schreibmaschine, auf der man kleine Aktstudien aus Anjas Hand »überschreiben« konnte – eine Gelegenheit zur Partizipation, die rege wahrgenommen wurde.
Die Verbindung aus urbanen und persönlichen Themen, die Beschäftigung mit dem »Ich« in den ausgestellten Arbeiten bot also einen wahrlich passenden Rahmen für den Abend mit MissKreatiEva. Als die Sonne sich über der Stadt so langsam senkte, alle Gäste mit Erfrischungsgetränken ausgestattet waren, legte MissKreatiEva zur Begrüßung mit einigen ihrer wunderbaren Chansons los und nahm uns mit auf ihre »Reise« in die Neunte Dimension…
Vor den Fenstern des Farbenladens rauschten die Autos entlang, und MissKreatiEva entführte uns nach Paris – eine Stadt, die romantisierende Assoziationen in unseren Köpfen heraufbefördert wie kaum eine andere; aber Evas Erinnerungen führten uns von einer Konzertszenerie bald in beängstigende Welten, in denen Wahn und Realität verschwimmen und Eva sich in Paris und seinen Banlieues für 3 Tage verliert. Mit fortschreitender Zeit der Lesung wurden die Blicke des Publikums im Farbenladen merklich fragender und verstörter. Wir bestaunten Evas Mut, ihre Erfahrung mit uns zu teilen. Nach einer kurzen Pause verlas sie noch ein Nachwort, das sie retrospektiv bei der Veröffentlichung des Buches verfasste, und die Erlebnisse reflektiert und zunächst einen fast analytischen Blick auf ihre Schizophrenie und das Leben mit selbiger wirft. Auch hier endete es emotional, man bemerkte deutlich, dass jede Lesung für Eva wieder ein Weg in die eigene Vergangenheit ist – umso stärker betont sie die Dankbarkeit für die wichtigen und geliebten Menschen um einen selbst herum, ohne die es nicht ginge. Und gab uns diese Gedanken als Appell mit nach Hause. Nach einer kleinen Fragerunde gab’s um ein weiteres Mal ein paar Songs, die den Kopf wieder etwas öffneten – Eva sagte zwischen Jazz und HipHop »Adieu«!
Was während der Lesung zwischen all der Malerei vielleicht zu kurz kam, war Evas eigene Kunst: viele Illustrationen begleiten im Buch ihre biografische Erzählung und erweitern sie zur eigenen Bildsprache hin. Aber so lohnt sich der Blick in die Printausgabe auch noch, nachdem man einer Lesung von Eva beiwohnte, oder? Aufmerksame Gäste bemerkten vielleicht die Schuhe an Evas Füßen – handbemalte Unikate, mit einem Geflecht aus Tags, Worten und Formen. Nach einem gesprächigen Ausklang verstreuten die Gäste sich in ihren eigenen Schuhen wieder in alle Richtungen, heraus aus dem eigentümlichen Geviert zwischen Bahnschienen und vierspurigen Straßen, zwischen Hansapark, Bürohäusern und Audi Dome.
Hier könnt ihr »Die Neunte Dimension« von MissKreatiEva bei uns bestellen!
In den nächsten Tagen wird’s noch einen Mitschnitt des Abends geben!