Zunächst planlos ins uferlose Leben gestürzt, war ich bemüht, zu finden, was mich ausmachte. Mit fünfzehn Jahren schließlich eröffnete sich mir dann endlich die Erkenntnis meiner Liebe zum Film. Das Drehbuchschreiben frohlockte und weckte in mir die romantische Vorstellung, eigens verfasste Drehbücher auch selbst zu verfilmen ganz nach dem Vorbild von »Good Will Hunting«. Die Grundlage für‘s prosaische Schreiben war hier vielleicht schon gesetzt, aber noch lange nicht ersichtlich. Was jedoch macht jemand, der sich ein Studium an der Filmhochschule erträumt, aber im Jurastudium an der Uni Mainz versackt? Der Planlosigkeit treu bleiben. Erst einmal. Die aber währte nicht lange. Ein halbjähriges Zwischenspiel an der Uni Köln gab mir nicht nur einen Vorgeschmack auf das Studium in Germanistik, Geschichte und Philosophie, sondern bescherte mir das erste Fernsehpraktikum bei der Colonia Media in Köln, auf das zwei Jahre später ein zweites Filmpraktikum bei der @Cineteam Filmproduktion in Frankfurt folgte. Nach meiner Rückkehr nach Mainz ergaben sich weiter die Teilnahme an einer Drehbuch-Übung bei den Filmwissenschaften an der Uni Mainz, die Mitwirkung an diversen Kurzfilmproduktionen und der Eigenversuch an einem halben Duzend Kurzfilmdrehbüchern. Die endgültige künstlerische Befreiung aber erfolgte viel später nach dem Ende meines Studiums in 2008. Nicht nur vermochte ich als Initiator und Projektmanager im Ehrenamt den erfolgreich gestarteten Frankfurter Jugendliteraturpreis »JuLiP« zu etablieren. Mit meinem Roman »Torben stirbt im Wohnzimmer« debütierte ich beim Größenwahn Verlag Frankfurt und bin seither mit zwei weiteren Geschichten jeweils in den Erzählbänden »Liebe und andere Schmerzen« vom Größenwahn Verlag Frankfurt sowie »Frankfurt Walking« vom Verlag michason & may erschienen. Mit meinem zweiten Hauptwerk – einem Erzählband geplant hier beim äußerst vielversprechenden astikos Verlag – darf ich mich eines weiteren literarischen Streichs mit Anspruch erfreuen. Heute bin ich wohl das, was man Schriftsteller, Dichter und Drehbuchautor nennt. Zudem Vertriebler in Festanstellung und Projektmanager (s.o.). Und selbstverständlich mit einem gehörigen Drang nach neuen Ufern. Mehr über mich und meine Umtriebe auf www.levendseyhan.de und Facebook.
1. Was bezeichnen Sie als Heimat:
a. Ein Dorf?
b. Eine Stadt oder ein Quartier darin?
c. Einen Sprachraum?
d. Einen Erdteil?
e. Eine Wohnung?
Antwort: Eine schwierige Frage für jemand wie mich, der zwischen zwei Kulturen aufgewachsen ist. Dies ist nicht immer leicht gewesen. Heimat kann natürlich alles sein. Nach meiner Vorstellung und meinem Wunsch: neben meinen Freunden der eine ganz besondere (in meinem Fall: weibliche) Mensch, der noch zu finden ist.
2. Möchten Sie unsterblich sein?
Antwort: Physisch oder geistig? Zu Ersterem: nein, denn dann würde das Leben an mir vorüberziehen und alle kleinen Wunder, denen man Bedeutung beigemessen hat, würden bedeutungslos werden, weil das endlose Leben dann in eine Überraschungen vorenthaltende Routine verkehrt würde. Zu Letzterem: Ja! Ich würde gerne ein Lebenswerk zurücklassen, von dem Menschen zehren können und wollen, vorausgesetzt, dieses ist es wert, zurückgelassen zu werden. Talent hat nicht notwendig automatisch Originalität zur Folge. Leider.
3. Hoffen Sie angesichts der Weltlage:
- auf die Vernunft?
- auf ein Wunder?
- dass es weitergeht wie bisher?
Antwort: Fragt sich, was als Weltlage gemeint ist. Der Fortschritt ist ebenso ein Teil der Weltlage wie Hunger und Kriegstod. An Wunder sollte man stets glauben, die Vernunft nicht überbewerten, das Herz in den Mittelpunkt rücken und mehr auf dieses vertrauen. Gepaart mit der Fähigkeit der Selbsterkenntnis durch eine gewisse Selbstinfragestellung – jeder kann diese Fähigkeit erlangen und entfalten – können gute und schöne Entscheidungen herbeigeführt werden. Fragt sich nur, ob der Wille mitzieht, man also auch an das Wohl anderer Menschen denkt oder nicht. Es kann eigentlich ganz einfach sein.
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Levend Seyhan - Kalter Cappuccino
Das Leben zwischen heißer Leidenschaft und kaltem Cappuccino hält einige Anekdoten bereit. Zufällige Begegnungen, absichtliche Trennungen und vom Schicksal arrangierte Neuanfänge bilden den Rahmen für die Geschichten, die Levend Seyhan hier versammelt hat. Wir treffen auf junge Liebespaare und erfahrene Lebenskünstler, todesmutige Liebhaber und lebensmüde Genies, sprachirritierte Babys mit Bart und selbsternannte NSA-Experten. In ihren Geschichten können wie unsere eigenen Sehnsüchte erkennen: nach einem Leben, das uns so in seinen Bann schlägt, dass darüber der Cappuccino kalt wird.